„Wie viel Zeit können Sie täglich ins Üben zuhause investieren?“ Eine Frage, die ich fast jedem meiner Stimmpatienten stelle. „Fünf bis zehn Minuten liegen auf jeden Fall drin“ – so kommt es meistens zurück. Die Realität? Die sieht oft anders aus. Die Stimmübungen gehen vergessen, weil im Alltag so viele andere dringende und wichtige Aufgaben warten. Natürlich kann ich das gut nachvollziehen. Auch auf meiner inneren To-Do-Liste gibt es viele „ich müsste doch“ und „ich sollte noch“: Genügend trinken, Zahnzwischenräume reinigen, die Rückenmuskulatur kräftigen... wenig zeitaufwändige und total sinnvolle Dinge – und doch bringe ich selten alles unter einen Hut.
Ein paar Tipps und Tricks fürs tägliche Üben zuhause:
Die richtigen Übungen wählen
Ein Patient stellt nach der Lax-Vox-Übung in der Therapiestunde fest, dass die Stimme danach besser klingt? Nach diesem Erfolgserlebnis wird er sich zu Hause weniger überwinden müssen, die Übung zu wiederholen. War die Übung eher ein „Knorz“, suchen wir weiter, bis wir etwas Passendes finden.
Klare Übungsinstruktionen
Ich nehme mir ausreichend Zeit, die Übung mit dem Patienten zu erarbeiten, eventuell auch über mehrere Lektionen hinweg. Der Patient erhält eine schriftliche Übungsanleitung, die er mit persönlichen Notizen ergänzen kann (z. B.: „Halswirbelsäule gerade). Eventuell filme ich ihn mit seinem Handy, während er die Übung korrekt durchführt, der Film wird dann beim Üben zuhause eingesetzt.
Fixe Übungszeiten
Am einfachsten ist es, das Üben mit einem bereits bestehenden Ritual zu verknüpfen (z.B. vor oder nach dem Zähneputzen, vor oder nach Mahlzeiten) und das Übungsmaterial am entsprechenden Ort (Bad, Küche) gut sichtbar zu deponieren. Auch eine Möglichkeit: Sich mit einem Handyalarm täglich ans Üben erinnern lassen. Oder einen Gegenstand, der täglich in Gebrauch ist (Uhr, Handy), mit einem kleinen Klebepunkt versehen. Quasi als moderne Variante des Knotens im Taschentuch.
Das Üben dokumentieren
Meine Gesangslehrerin liess mich immer die ganze Gesangsstunde aufnehmen. Zuhause musste ich mir die Aufnahme mindestens einmal anhören. Alles Wichtige, Übungen und Erkenntnisse transkribierte ich in ein Schreibheft. Ergänzend führte ich darin eine Art Übungstagebuch. Erfolge und Schwierigkeiten hielt ich darin fest. Meine Notizen besprachen wir in der nächsten Gesangsstunde jeweils zu Beginn. Ganz schön streng. Aber ich habe enorm profitiert.
Ich kenne eine Logopädin, die ihre Schüler bittet, Sprachmemos vom Üben zuhause zu machen und ihr diese danach immer gleich zuzuschicken.
Auch die kleinen Erfolge feiern
Im Verlauf einer Stimmtherapie erleben die Patienten Fortschritte, Plateaus und zuweilen auch Rückschläge. Umso wichtiger ist es, auch kleine Erfolge festzuhalten und ihnen gebührend Anerkennung zu geben. Das nennt sich: „Eier legen und gackern“.
Kennen Sie noch mehr Tipps und Tricks?
Priscilla Schranz
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