Würden Sie den entzündeten Blinddarm Ihres Kindes einem „Chirurgen“ anvertrauen, der noch nicht einmal sein Medizinstudium abgeschlossen hat? Könnten Sie sich vorstellen, mit Ihrem depressiven Partner zu einem nicht fertig ausgebildeten „Psychologen“ zu gehen? Wie würden Sie reagieren, wenn Sie erfahren, dass Ihre Wirbelsäule eben von einem „Physiotherapeuten“ geknetet wurde, der noch keinen Berufsabschluss hat?
Leider erfährt der DLV immer wieder, dass Schulleitungen oder Gemeinden Studentinnen oder Studenten einstellen. Diese behandeln unter dem Deckmantel «Logopädie» die Kinder und Jugendlichen an der Schule, beraten Eltern und diagnostizieren Sprachstörungen. Oft wissen die Erziehungsberechtigten und Lehrpersonen gar nicht, dass diese Therapeutinnen gar keine ausgebildeten Logopädinnen sind. Von Seiten der Anstellungsbehörden hören wir v.a. das Argument: «Wir finden keine ausgebildete Logopädin». Und um das Image der Schule nicht zu gefährden, weicht man auf Studierende aus und gaukelt selbst auf der Website vor, dass die Logopädie-Stelle besetzt sei.
Kann keine ausgebildete Fachperson gefunden werden, plädieren wir klar für eine vorübergehende Vakanz, denn
Aus diesen Gründen sprechen sich nebst dem Berufsverband DLV auch alle Hoch- und Fachschulen klar dagegen aus, dass Studentinnen und Studenten ohne Diplom, in welchem Studienjahr auch immer, als Logopädinnen bzw. Logopäden angestellt werden. So kontaktieren wir regelmässig Anstellungsbehörden, appellieren an die Studierenden selbst und sensibilisieren Angehörige.
Eine Frage stellt sich noch: Wie selbstbewusst oder selbst überschätzend muss eine Person jeglichen Alters sein um eine Stelle als Logopädin anzunehmen, obwohl das Studium noch nicht abgeschlossen ist?
Urteilen Sie selbst.
Edith Lüscher und Bérénice Wisard
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