Eigentlich war Leon bereits ein Logopädie-Experte, hatte er doch über eine längere Zeit die Sprachtherapie besucht. Trotzdem waren er und ein anderer Junge beim Nationalen Zukunftstag 2022 an der Sprachheilschule Unterägeri ZG überrascht, wie vielseitig die Logopädie sein kann: Es wird nicht mehr nur 1:1 im Zimmer am Tisch gearbeitet, sondern in weiteren Settings wie Gruppentherapie im Wald, beim handlungsorientierten Zvieri-Projekt, im Teamteaching mit der Heilpädagogin bei der Buchstabeneinführung.
Nebst dem Einblick in die konkrete Tätigkeit mit den Kindern auf der Kindergartenstufe bis zur Mittelstufe profitierten die insgesamt sieben Jungen von einem spannenden Rahmenprogramm. Bei der Begrüssung wurden Informationen zur Sprachheilschule abgegeben und erklärt, wie eng verwoben die Disziplinen Heilpädagogik, Therapie und Sozialpädagogik an der Institution zusammenarbeiten. Nach der Aufteilung der Jungen auf die drei Berufe wurde den beiden Hospitanten der Logopädie die Sprache nähergebracht: Was muss man beim Sprechen können? Gehört die Schriftsprache auch dazu? Wie verhält es sich bei mehrsprachigen Kindern? Mit möglichen Beobachtungspunkten wurden die Jungen von den Therapeutinnen in die Logopädie mitgenommen.
Bereits am Mittag kam Leon strahlend zurück und meinte, er habe stets notiert, wenn ihm etwas aufgefallen sei. Der zweite Junge schien weniger enthusiastisch zu sein. Nach einem gemeinsamen Mittagessen hatten die Hospitanten der Heilpädagogik und der Logopädie die Gelegenheit, Fragen an die Abteilungsleiterinnen Schule und Therapie zu stellen. Was wurde bombardiert! „Warum haben Sie diesen Beruf gewählt?“ „Würden Sie es wieder tun?“ „Fragen Sie sich manchmal, ob ein anderer Beruf nicht passender gewesen wäre?“
Die Fragen regten auch persönlich zum Nachdenken an, auch die teilweise gegensätzlichen Antworten. Aufgrund der zahlreichen Fragen wurde auf Wunsch der Jungen sogar die Pause verkürzt. Schnell wurde klar: Der Wissensdurst war gross, wenn auch aus unterschiedlichen Motiven. Ob es nun Interesse an den Berufen war, die möglichst gute Schulnote für den Vortrag zum Zukunftstag oder einfach die Ideenlosigkeit, wie man die Pause verbringen könnte. Schlussendlich wurde unser Ziel erreicht: Wir konnten die Logopädie und die weiteren Disziplinen bei den Jungen und ihren Eltern ein kleines Stück bekannter machen und einen spannenden Einblick bieten. Auch wenn Leon am späten Nachmittag beim Abschluss verkündete, er werde nun wohl doch lieber Investor.
Julia Walser, Abteilungsleitung Therapie, Sprachheilschule Unterägeri
Neuen Kommentar schreiben