Die berufspraktische Ausbildung umfasst 25-35 % des Logopädiestudiums. Dies verlangt die EDK, die Schweizerische Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren. Aber wie nützlich sind so viele Praktika aus Studentensicht?
Wer den Titel „dipl. Logopäde“ oder „dipl. Logopädin" trägt, soll über das notwendige Fachwissen verfügen. Doch was taugt eine topausgebildete Fachperson, die das theoretisch Erlernte nicht akkurat umsetzen kann? Wenig. Daher bilden Praktika einen festen Bestandteil der Ausbildung und folgen nicht erst nach Abschluss des Studiums.
Berufsorientierung vor Studienbeginn
Meine Berufsausbildung zur Logopädin startete mit keiner Vorlesung, sondern mit einem „Schnupperpraktikum“ à 78 Lektionen. Das Praktikum konnten wir an ein bis zwei Institutionen unserer Wahl absolvieren. Mein Entscheid fiel auf eine heilpädagogische Schule und eine Regelschule. Zusätzlich hospitierte ich in einer Praxis. Verschiedenen Logopädinnen bei ihrer Arbeit über die Schultern zu schauen war eine grosse Bereicherung. Dies hat mich darin bestärkt das Studium definitiv aufzunehmen.
Erste Bewährungsprobe in einem Praktikum
Im dritten Semester erhielten wir erstmals die Gelegenheit eigene praktische Erfahrungen zu sammeln. Neugierig, unsicher, vorfreudig, ängstlich, euphorisch, nervös, voller Tatendrang… eine riesige Palette gemischter Gefühle! Bei den einen überwog die Freude das theoretisch Gelernte endlich anzuwenden. Andere zweifelten, ob sie der Aufgabe gewachsen seien.
Lektionen planen, Übungen spielerisch verpacken, Lektionen Revue passieren lassen – der Grossteil der Studierenden legte sich mächtig ins Zeug!
Zum ersten Mal ein Kind über ein Halbjahr logopädisch zu begleiten war für alle ein interessantes sowie aufschlussreiches Erlebnis. An das erste Kind, das ich therapierte, werde ich mich zeit meines Lebens erinnern!
Weitere Praktika
Die Motivation schwand kaum. Gespräche über Praktika blieben ein Dauerthema unter uns Studierenden. Kritik, Misserfolge, Frustrationen, Stagnationen, Fauxpas, Meinungsverschiedenheiten – die Praktika waren nicht nur einfach. Doch gerade in diesen wenig angenehmen Situationen steckt oft ein grosses Lernpotenzial!
Das Praktikum im Spital war absolutes Neuland für mich und übte eine besondere Faszination auf mich aus: Viele wertvolle Einblicke in verschiedenste logopädische Tätigkeiten im Zusammenhang mit Erwachsenen. Diese möchte ich auf keinen Fall missen!
All denen, die uns erste Erfahrungen im logopädischen Arbeitsfeld ermöglicht haben, gilt ein herzliches Dankeschön. Gespannt blicke ich meinen zukünftigen Praktika entgegen.
Goldwert sind die Einblicke ins breite Spektrum des logopädischen Berufes und die durch Praktika gewonnenen Erkenntnisse zur Berufseignung.
Rahel Schmuki
Neuen Kommentar schreiben