Jährlich findet am 11. November der nationale Zukunftstag statt. Am vergangenen Donnerstag war es wieder so weit. Unter anderem besuchten vier Buben im Rahmen des Spezialprojektes «Seitenwechsel für Jungs» einen Tag lang verschiedene Logopädinnen bei ihrer Arbeit im Logopädischen Dienst der Stadt St.Gallen.
Einer davon war Jonas (Name geändert). Er durfte Anja Mlynek, Logopädin im Schulhaus Heimat, über die Schulter schauen. Dabei lernte er Kinder mit den unterschiedlichsten logopädischen Störungsbildern kennen. Bei einem Kind musste die Logopädin die gleichen Wörter mehrmals wiederholen, bis es sie selber korrekt benennen konnte. Bei einem anderen Kind wurden die Artikel intensiv geübt, um die Gegenstände danach im Verkäuferli-Laden mit dem richtig ausgesprochenen Satz einzukaufen. Auch Jonas sollte dabei in die Rolle des Käufers und Verkäufers schlüpfen.
Bei Anna (Name geändert), einem Mädchen in der dritten Klasse, half Jonas aktiv mit. Er artikulierte die verschiedenen «Kapitäne» deutlich, damit Anna die Laute den richtigen Buchstabenbildern zuordnen konnte. Besonders gefiel Jonas, dass die Logopädin mit jedem Kind auf ein vielfältiges Repertoire an Spielen zurückgreifen konnte. Er bemerkte rasch, dass die Therapeutin manchmal zu Gunsten des Therapiekindes schummelte. “Das ist wichtig, damit das Kind am Schluss mit einem guten Gefühl rausgeht.”, erklärt Anja Mlynek. Auch war er erstaunt, wie viel Geduld die Logopädin aufbrachte. Insbesondere um Kinder, die Mühe in der deutlichen Aussprache haben, zu verstehen. “Das ist ziemlich anstrengend”, findet Jonas.
“Es ist praktisch, mal einen Tag lang einen Assistenten an der Seite zu haben”, meint Anja Mlynek. Für sie war es eine angenehme Abwechslung, einem Jungen einen Einblick in ihren Beruf geben zu können. Er stellte viele Fragen und beobachtete bereits differenziert. Und wer weiss, vielleicht wird sie Jonas in Zukunft als Logopäde wiedersehen.
Nadine Itel
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